ZU DEN KÜNSTLERHALLEN


 

FÖRDERVEREIN BILDENDE KUNST OSTHOLSTEIN e.V.

EINFÜHRUNG 

Maribel Brandis

 

Wir sind so daran gewöhnt, Grenzen in unserem Leben zu haben,

dass sie uns manchmal nicht mehr als solche auffallen.

Als Kind wurden vielen von uns klare Grenzen gesetzt, die uns als Person formen sollten... bei anderen waren die Eltern "großzügiger“, vielleicht, nachlässig? Sogar in der 70er Jahren wurde „geübt“ grenzenlos zu leben und zu lieben ...

 

Trotz Grenzen fühlen wir uns als freie Menschen. Paradox! Unsere Verfassung gibt sie vor und sorgt für ein friedliches Miteinander.

 

Was passiert, wenn Grenzen überschritten werden? Politisch gesehen, brandaktuell. Konkurrierende geopolitische Interessen, Unabhängigkeitsbestrebungen kolonisierter Staaten, Ressourcenknappheit oder religiöse Differenzen sind nur einige Gründe, aufgrund derer Menschen in den Krieg ziehen und ganz klare Grenzen überschreiten.

Zurzeit 355 äußerst ernst zu nehmende Konflikte überschreiten jegliche Grenzen in der Welt. Unfassbar!

Ein Teil der deutschen Geschichte hat uns gezeigt, dass es ein himmelweiter Unterschied ist, ob wir eine Mauer von der Innenseite oder von der Außenseite betrachten, obwohl es die gleiche Begrenzung ist.

Tief beeindruckt war ich in der 80er Jahren, als bei einer Schifffahrt auf der Wakenitz sich in regelmäßigen Abständen Schilder am Ufer zur ehemaligen DDR-Seite befanden: „Halt, hier Grenze“ - bedrohlich, beängstigend.

 

Persönliche Grenzen überwinden ist oft ein wichtiger Grund als Motor und positiver Ansporn, um sich zu verbessern. Sie lassen Dich, mit viel Kampfgeist, über Dich hinauswachsen wie beispielsweise Extremsportler - Marathonläufer, Iron Men, freie Kletterer - oder Forscher und Wissenschaftler, z.B. der künstlichen Intelligenz.

Unendlich viele Beispiele zeigen uns, dass man mit übermenschlichem Ehrgeiz die Grenze des Möglichen übersteigen kann.

Aber auch menschliche, persönliche Grenzen werden übertreten. Zu nah gekommen, Lüge und Wahrheit, realitätsnah, realitätsfern. 

 

Viele genießen es Grenzen zu testen, zu überspringen, zu ignorieren. Auf der Autobahn immer 20 km/h über der Geschwindigkeitsbegrenzung, mit der Begründung, dass es die Grenze ist zur Punkte-Vermeidung….

 

Wie Christian Lenz sagte:

„Der Mensch setzt sich Grenzen und jede Grenzverletzung feiert er innerlich als Befreiungsschlag“.

 

 

 

Grenzen ziehen wir uns oft selbst. Grenzen engen ein.

Grenzen werden uns von anderen und von unseren eigenen Anlagen und Fähigkeiten vorgegeben.

Wir bauen Mauern um uns, die uns schützen sollen, die uns aber zugleich auch einsperren.

Grenzen und Mauern lassen oft nur eine kurze Sichtweite zu.

 

Wir sehen nur noch das Vordergründige, nicht mehr die ganze Wirklichkeit. Der grenzenlose Horizont bleibt uns verborgen.

 

Wir sehnen uns so sehr nach Weite und Wärme, nach Heimat und Geborgenheit, nach Vertrauen und Nähe.

Unser Herz soll frei sein von aller Angst und jedem Druck.

„Es gibt keine Grenzen. Nicht für Gedanken, nicht für Gefühle. Die Angst setzt die Grenzen.“  Ernst Ingmar Bergman, schwedischer Drehbuchautor.

„Ohne Grenzen kann es nichts geben, denn unser Leben ist begrenzt. Die Grenzen der körperlichen Kraft bringt Begrenzung der Schaffenskraft.“

Monika Kühn-Görg , Lyrikerin

 

.... und was ist mit den Grenzen in der Kunst? Ist Kunst wirklich frei? Bestimmt ist sie fördernd und bedarf einer Anpassungsfähigkeit, da sie dauernd wandelbar und kritisch ist. .... Von der Eigenständigkeit zur Abstraktion. Revolutionär. Sind wir begrenzt um Kunst zu verstehen???

 

Als Maler ist der Italiener Salvatore Garau ziemlich monumental, als Bildhauer eher zurückhaltend. Nun wurde ein Werk von ihm versteigert, das aus Nichts besteht - Kritik an der Aktion kann er nicht nachvollziehen.

 

Er wird als Star gefeiert, ein Schelm, ein Vorbild. Unter dem Video, das er von einer der unsichtbaren Skulpturen auf Instagram gepostet hat - sie steht vor der Scala in Mailand, wo man allerdings nur ein Quadrat aus Klebeband auf dem Boden sieht - haben sich mittlerweile fast 1000 Kommentare angesammelt, auf Englisch, Italienisch, Spanisch, Russisch, Katalanisch. Größtenteils wütend bis sehr wütend. Einer der am häufigsten gelikte Kommentare lautet: "Des Kaisers neue Kleider."

 

Wobei Garau gleich korrigiert: Die für 15.000 € versteigerte Skulptur sei gar nicht unsichtbar. "… sondern nicht fürs Auge sichtbar. Das ist ein Unterschied." Lieber nennt er seine Skulptur deshalb "immateriell". Und sie ist sogar klimaneutral und nachhaltig.

In diesem Sinne….

 

Ist das Kunst, oder kann es weg. Wo ist die Grenze?

Danke für das Zuhören. Die Ausstellung ist eröffnet.

Maribel Brandis